Erntedank

Da kommt einiges zusammen. Manche bringen Gemüse und Früchte, im Garten geerntet, andere bringen Mehl und Zucker, aus ihrem Vorratsschrank genommen, auch Konserven werden gebracht. Und dazu ein großes, frisches, duftendes Brot. All diese Erntegaben werden für diesen Sonntag in die Kirchen gebracht, mit Blumen dekoriert und mit viel Liebe aufgebaut. Inmitten dieser Lebensmittel wird dann das Erntedankfest gefeiert: „Gott, wir danken dir, dass wir genügend zu essen und zu trinken haben!“ Das war die ganzen Jahre schon so, und doch hat sich in diesem Jahr etwas verändert: Lebensmittel scheinen kostbarer geworden, auch weil sie mehr kosten.

In diesem Sommer auf einem Zeltplatz: Neben mir steht eine Frau mit ihrer Tochter, in der Hand eine aufgerissene Packung mit Pfirsichen. Der erste Pfirsich angebissen, die anderen noch unter der Folie. Als sie den Deckel der Mülltonne anhebt, ahne ich, was gleich passiert: Erst wirft sie den angebissenen Pfirsich hinein, dann die ganze Packung. Vielleicht zu mehlig, zu reif oder zu unreif, ich weiß es nicht. Die ganze Packung kommt in den Müll. Deutschlandweit landen immer noch neun Prozent aller Milchprodukte, 14% bei Brot und Backwaren und sogar 34% bei Obst und Gemüse im Müll.

Zum Erntedankfest merke ich deutlicher als sonst: Unser Verhalten passt nicht zusammen! Auf der einen Seite danken wir Gott für unsere Nahrung, preisen sie als Gaben und feiern fröhlich das Erntedankfest. Und auf der anderen Seite wird ein Großteil der Lebensmittel immer noch weggeworfen. Auch von uns. Seitdem die Preise für Brot und auch Gemüse angestiegen sind, beobachte ich bei mir selbst und bei anderen einen sorgsameren Umgang. Und ich hoffe darauf, dass sich unser Bewusstsein noch weiter verändert, dass wir bewusster einkaufen, sorgsamer verbrauchen und am Ende deutlich weniger Lebensmittel wegwerfen.

Mit den Erntegaben, die wir in den Kirchen gesammelt haben, gehen wir übrigens sehr sorgsam um. Einige Gemeinden spenden die Lebensmittel an die Tafel. Dort werden die versorgt, deren Geld kaum noch reicht, um ausreichend Lebensmittel zu kaufen. Andere Gemeinden spenden die gesammelten Lebensmittel an diakonische Einrichtungen oder an Kindergärten vor Ort. Egal wohin die Gaben gespendet werden: Weggeworfen wird hier nichts.

Ein frohes Erntedankfest wünscht Ihnen Regionalbischof Tobias Schüfer.