Israelsonntag in jeder Woche
Friedrich der Große, der Aufkärer und Skeptiker, forderte einmal seinen frommen Husarengeneral Zieten auf: "Nenne er mir einen einzigen Beweis für die Wahrheit der Bibel und die Existenz Gottes!" Zieten antwortete preußisch knapp: "Majestät, die Juden!" Der König soll die Antwort akzeptiert haben.
Nur wenige Völker haben eine solche Leidensgeschichte und sind so angefeindet und grundsätzlich in ihrer Existenz in Frage gestellt worden. In Deutschland weiß man das - oder sollte es wissen. Und kaum ein kleines Volk hat die Welt so geprägt, besonders auch unser Land und unsere Gegend. Die jüdischen Friedhöfe und Synagogen etwa in Berkach, Walldorf oder Aschenhausen geben Zeugnis davon. Die jüdische Überlieferung ist auch ein Teil der deutschen Überlieferung.
Vor ein paar Tagen war Israelsonntag. Aber eigentlich ist jeder Sonntag ein Israelsonntag. Im Gottesdienst beten wir Psalmen und hören Texte aus dem Alten Testament. An manchen Sonntagen wird das Heilige Abendmahl gefeiert. Dessen Ursprung liegt im jüdischen Passamahl, welches Jesus mit seinen Jüngern feierte, als er ihnen Brot und Wein austeilte und sprach: "Das ist mein Leib; das ist mein Blut."
Die Konfirmanden, die sich ihre Gottesdienstunterschriften abholen, lernen die Zehn Gebote, die Moses auf dem Sinai empfangen hat, und wir beten das Vaterunser, das Gebet Jesu, eines in der Tradition seines Volkes und seines Glaubens stehenden Sohn Israels, eines Juden.
Wir Christen beten zu einem Gott, der in Israel ein Mensch unter Menschen geworden ist. Das ist der Eckstein, der Boden, auf dem die Kirche gebaut ist. Wer diesen Boden unter ihren Füßen wegziehen will - und gerade in Thüringen ist das vor 70 Jahren von Pfarrern und Theologen radikal versucht worden—, kann gleich die ganze Kirche abreißen.
Es gibt messianische Juden, die an Jesus als ihren Messias und Erlöser glauben. Aber die meisten tun das nicht. Es gibt fundamentale Glaubensunterschiede. Das mag schmerzen, aber manche Fragen bleiben in dieser Welt ungelöst. Und trotzdem bekennen wir mit dem Apostel Paulus:
Israel ist und bleibt die lebendige Wurzel, die uns trägt.
Das Israel der Zehn Gebote.
Das Israel der Psalmen.
Das Israel der Evangelien.
Das Israel des Heilandes und Messias Jesus.
Daran soll uns der Israelsonntag erinnern - und jeder Sonntag, an dem wir die Kirchenglocken hören, an dem wir singen und beten.
Eine gesegnete und gnadenreiche Zeit wünscht Ihnen Sebastian Wohlfarth