Nachdenken über mich
„Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.“, steht in der Bibel im Buch des Predigers. Und recht hat er, denn schwups, schon ist der erste Monat 2023 vorbei. Und es scheint, die ersten 31 Tage hatten Stoff für ein ganzes Jahr. Die Grundsteuererklärung musste abgegeben werden. Es gab einen Wechsel im Verteidigungsministerium. Panzerlieferungen und Proteste dagegen. Preise für Strom und Gas rauf und dann mit „Bremsen“ wieder runter - jedenfalls angekündigt. Im Fernsehen Dschungel-Camp, DSDS, Handball und Hockey oder in Oberhof die Rodel-WM. Ich hatte schöne Tage mit der Familie. Es gab Neujahrsempfänge mit dem Dank für das Engagement von vielen Menschen, die sich freiwillig einbringen und das Leben für andere lebenswerter machen.
Und 11 Monate liegen noch vor uns. Aber in meinem Kalender scheint das Jahr schon fast vorbei zu sein. Bis in den Advent reichen die Planungen und sogar im nächsten Jahr stehen schon Dinge drin. Es kommt mir manchmal so vor, als lebe ich in verschiedenen Welten. Da ist das, was alles auf mich einstürmt und einstürzt. Das, was ich nicht ändern kann in der Welt oder in meinem Umfeld. Das, was eben nicht im Kalender steht und trotzdem einfach so passiert. Und dann gibt es da auch mich und mein kleines Leben. Das, worauf ich Einfluss habe - oder es zumindest denke. Das, was ich planen und aufschreiben kann. Das, wo ich Mühe und Liebe dran setzte und mich darauf freue. Und dann habe ich das Gefühl, dass mich dieser Spagat zerreißt zwischen heute und morgen. Anspruch und Wirklichkeit klaffen weit auseinander und ich denke, ich kann den eigenen Ansprüchen und denen, die andere an mich stellen, nie genügen oder gerecht werden.
„Was bleibt nun dem Schaffenden von dem, womit er sich abmüht?“ fragt der Prediger aus der Bibel in mein Nachdenken über mich und die Zeit. Und er sagt weiter: „Ich habe das mühselige Geschäft gesehen, das Gott den Menschenkindern gegeben hat, damit sie sich damit abplagen. Und ich habe erkannt, daß es nichts Besseres unter ihnen gibt, als sich zu freuen und Gutes zu genießen im Leben; denn wenn irgend ein Mensch ißt und trinkt und Gutes genießt bei all seiner Mühe, so ist das auch eine Gabe Gottes.“ Eine Antwort, die mir Mut gibt, jeden Tag zu nehmen und zu leben, auch wenn ich nicht alles ändern kann und manches schwierig ist. Eine Antwort, die mich, trotz Unsicherheiten und Grübeln leben lässt auch die kommenden 11 Monate.