Ohne Liebe?
Das Jahr ist gerade einmal zwei Wochen alt und es ist schon viel passiert. Nach Feuerwerk, Sekt aufs Neue Jahr, Küsschen hier und da, guten Wünschen und Prost Neujahr startet es turbulent, mit viel Durcheinander. Gerade in dieser Woche mit Protest und Ärger, Demos auf den Straßen und Streik auf der Schiene, mit Verständnis und Schimpfen. Bei allem, was ich selbst nicht ändern kann, bleibe ich mit einem Wirrwarr im Kopf zurück. Was ist richtig oder falsch? Was ist berechtigt oder übertrieben? Was will der eine und was kann die andere? Mein Alltag ist mit so vielem verwoben und verzahnt. Ob ich mit den älteren Damen vom Frauenkreis, den Männern und Frauen vom Posaunenchor, den Sängern vom Männerchor, den Karnevalisten bei der Vorbereitung der Jubiläumsfeier oder am Stammtisch im Wirtshaus rede, merke ich Verunsicherung, Ängste, Verständnis und Unverständnis in die verschiedenen Richtungen. Ich höre Argumente und Gegenargumente, soll auch immer wieder meine Meinung sagen. Ich stecke also mitten drin und merke, einfache Antworten und Lösungen sind nicht möglich. Es gibt nicht das eine Argument, die eine Antwort, die eine Lösung (außer vielleicht 42). Was aber bei allen Auseinandersetzungen, Gesprächen und Streitigkeiten zählt, ist unser Umgang miteinander und der Respekt voreinander. Auch wenn ich die Meinungen oder die Argumente des Gegenübers nicht teilen kann, entscheidet sich an meinem Auftreten mit, wie wir miteinander zusammenleben wollen und werden. Sehe ich im Anderen nur den Gegner oder gar den Feind, den ich mit allen Mitteln bekämpfen und niederbrüllen muss bis zur totalen Vernichtung? Oder ist der andere auch ein Kind und Geschöpf Gottes, wie ich selbst es bin?
Für mich ist da hoffentlich die Jahreslosung (1. Korintherbrief 16, 14 um Vers 13 erweitert) immer wieder Begleitung, die mich korrigiert und zurückholt, wenn ich mit anderen streite: „Seid wachsam, steht fest im Glauben, seid mutig, seid stark! Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe.“ Denn Fakt ist: ohne Liebe ist alles gar nichts.