Reimpredigt zum Karnevalswochenende

Der Friede des Herrn sei mit euch allen!

Er habe an Euch sein Wohlgefallen.

Hör gut zu, du liebe Herde,

und hoff´, dass es nicht lange werde.

 

Ob Fastnacht, Fasching, Karneval,

Narren sind jetzt überall.

Sie feiern toll die tollen Tage,

ungeniert, ganz ohne Frage.

Die Lebensfreude bricht sich Bahn,

wenn Narren fang´n zu feiern an.

Die Energie gelockerter Seelen

schafft sich Raum durch feuchte Kehlen.

Weggeschoben aller Frust,

geopfert wird der Freud, der Lust.

Der Narr verlässt nicht nur sein Haus,

er geht auch aus sich selber ´raus.

Das Kostüm schon zeigt es an:

Ich bin nun nicht mehr jedermann,

brav und fleißig, ein bisschen grau,

ich stell mich farbenfroh zur Schau.

Das Kostüm, es ist die Haut,

in der man sich mal etwas traut.

„Ihr lieben Leute, schaut mal her,

nun bin ich wer, doch aber wer?“

Prinzessin, Kanzler, Bösewicht,

Köchin, Affe, Mondgesicht,

ganz egal, nur eines gilt:

Alles erlaubt! Und keiner schilt,

wenn sich jemand schräg benimmt,

die Schieflage den Gang bestimmt.

Wichtig ist nur eine Regel

auch für den schlimmsten Narrenflegel:

Feiern tut man nicht allein,

in Gemeinschaft muss es sein.

Verschwunden ist die Hierarchie

trotz Prinz und Elferratsregie:

Bestaunen lassen darf man sich,

doch Angeben ist fürchterlich.

Im Karneval sind alle gleich,

ob Frau, ob Mann, ob arm, ob reich.

 

Der Karneval ist bald vorbei,

doch gibt es trotzdem Narretei.

Sie zeigt sich selten froh und heiter,

grad auf der Karriereleiter

muss man öfters auf sie stoßen,

die Menschen, die zu gerne posen:

„Seht mich an, ich bin so toll,

der Kräfte und der Weisheit voll!

Ich will mich ja nicht selber loben,

doch ich gehöre ganz nach oben!“

Wer sich gerne wichtigmacht,

der wird zurecht meist ausgelacht,

denn er macht sich sicherlich

einfach völlig lächerlich.

Natürlich weiß das auch der Paulus,

der sich früher nannte Saulus

als Feind der Christen, der er war.

Nun zählt er zu ihrer Schar.

Theologe, Briefeschreiber

Gemeindegründer und -antreiber,

groß an Geist, klein an Gestalt,

was er sagt, das hat Gehalt,

doch versagt die Stimme schnell,

sie ist schwächlich, tönt nicht hell

wenn er öffentlich was spricht:

Das gefällt so manchem nicht

von den Christen in Korinth,

weil die etwas Bess'res sind.

Das ist zumindest ihre Sicht

auf sich selbst. In ihrem Licht

erscheinen sie sich wunderbar,

beinah himmlisch, klug und klar.

Und wer sie lehrt, wer ihnen predigt,

sollte – sonst ist er erledigt –

ebenso sich präsentieren,

stark und schön, brillant parlieren,

einer unter ihresgleichen,

wer nicht so ist, der sollte weichen.

Was sollte da nun Paulus machen?

Über die Korinther lachen?

Verständlich wär's, doch er ist klüger,

den Korinthern so weit über

an Weisheit, Liebe und an Mut.

So gerät er nicht in Wut.

Er könnte auf sein Recht beharren,

doch er macht sich selbst zum Narren.

Nicht mit Kostüm und roter Nase,

auch fehlt der Sekt in seinem Glase:

Er gibt an, weil die's so wollen,

weil sie der wahren Demut grollen.

So zählt er auf, was er erlitten:

„Wer hat so wie ich gestritten

für den Glauben, für den Herrn?

Niemand! Ihr folgt mir alle nur von fern.“

So gibt er an, Paulus als Narr,

doch ist er keiner, das ist wahr.

Beschämen will er alle Leute,

die von damals und uns heute,

die vergessen, welche Macht

uns zu Gottes Kindern macht.

Es ist das Kreuz, das Jesus nahm,

das Mal der Schande, ohne Scham,

damit wir Menschen uns besinnen,

das Leben durch den Tod gewinnen,

den er qualvoll für uns starb,

uns den Himmel so erwarb.

So reißt Paulus allen ab

die bunte, schöne Narrenkapp'

die sich auf ihre Kraft verlassen,

die jede Schwäche an sich hassen.

„Christi Schwäche ist meine Kraft,

mit der ich alles hab geschafft,

was ich tat und was ich tu.

Diese Demut schenkt mir Ruh.“

 

Was bleibt zu sagen, Brüder und Schwestern!

Diese Botschaft ist nicht von gestern,

Sie trifft uns heute ganz genau

so wie einst, ganz ohne Schau.

So lasst uns bunte Narren sein,

bis Aschermittwoch, das wird fein.

Gebt euch der Lebensfreude hin,

doch verliert nicht aus dem Sinn:

Das Kreuz, es ist die wahre Macht,

die der Dumme nur verlacht.

Ist die Narrenschminke weg,

lasst das Herz am rechten Fleck,

in Demut und in wahrer Liebe

so bleibt treu im Weltgetriebe.

Und weil wir zu 'ner Predigt kamen,

heißt's jetzt nicht „Helau“, nein: Amen.