Siehst du mich?

„Sieht eigentlich irgendwer, wieviel Mühe das alles kostet?“- Das fragen sich mitunter die Macherinnen und Engagierten. Ob es das festliche Weihnachtsessen, das Krippenspiel am Heiligabend oder das Lauf-Event ist: Was für die, die einfach teilnehmen oder zuschauen, so schön, unterhaltsam und ansprechend abläuft, ist mit vielen Stunden der Planungen, der Vorbereitungen und mit viel Zeit- und Arbeitseinsatz verbunden.

Diejenigen, die sich engagieren, sind meistens mit großer Überzeugung und Freude dabei, weil sie ihre auf Aufgabe für wichtig erachten. Bitter und verletzend ist es, wenn sich über eine Kleinigkeit, die nicht geklappt hat, aufgeregt wird, aber die ganze Arbeit nicht gesehen und wertgeschätzt wird.

„Sieht eigentlich irgendwer, was das für uns bedeutet?“ – Wann immer Gesetze und Verordnungen erlassen, oder Entscheidungen getroffen werden, fragen sich Betroffene, ob die Verantwortlichen sich eigentlich Gedanken über die Folgen gemacht haben. Schnell drängt sich der Gedanke auf, dass es „die da oben“ nicht interessiert, wie es „denen da unten“ geht.

Ein Grund für den Unmut vieler in der Gesellschaft ist der Eindruck, nicht gesehen oder nicht ernst genommen zu werden, mit dem, was das Leben derzeit erschwert und was bedrückt. Umso mehr schätzen es Menschen, wenn ihre Lebenssituation wahrgenommen und ihr Engagement wertgeschätzt wird.

„Du bist ein Gott, der mich sieht“. (Genesis 16,13) - So lautet die Jahreslosung für das neue Jahr 2023.

Gott sieht uns, sagt die Bibel. Er sieht unsere Nöte, er sieht, was gelingt. Gott will uns Menschen nahekommen und uns begegnen. Darum wird er Mensch im Kind in der Krippe, wird einer von uns. Er geht mit uns im Alltag. Jeden Sonntag hören wir es im Segen: „…Gott lasse leuchten sein Angesicht über Dir und sei Dir gnädig…“

Mit guten Vorsätzen im neuen Jahr bin ich stets vorsichtig, aber dieser ist es wert, ihn zu fassen:

Gottes liebevoller Blick möge uns ermutigen, mit wertschätzendem Blick auf die Menschen in unserem Umfeld und auf das, was sie tun, zu sehen. Und die Wertschätzung in Worte zu fassen. Gottes liebevoller Blick bewahre uns davor, wegzuschauen, wo Menschen leiden und in Schwierigkeiten sind.

 

Ein gesegnetes neues Jahr wünscht

Beate Marwede, Superintendentin des Kirchenkreises Meiningen