Suchet der Stadt Bestes!
Was ist gerade das Beste für unser Dorf, unsere Stadt, die Welt?
Masken tragen? Oder keine Masken tragen?
Kirmes feiern? Oder keine Kirmes feiern?
Kontakt- und Reisebeschränkungen erlassen? Oder auf die Selbstverantwortung der Menschen setzen?
Darüber wird in unseren Dörfern und Städten heftig und oftmals kontrovers debattiert. Dass unterschiedliche Meinungen aufeinandertreffen und geäußert werden können, kennzeichnet eine Demokratie, auch wenn die Debatten anstrengend sind.
Angemessene Verhaltensmaßregeln anzusagen und durchzusetzen, dafür sind die gewählten Regierungsvertreter und die Verwaltungen zuständig. Keine leichte Aufgabe !
„Suchet der Stadt Bestes! … und betet für sie zum Herrn; denn wenn’s ihr wohl geht, geht’s euch auch gut.“
Der Prophet Jeremia schrieb zu seiner Zeit diese Worte an Menschen im Exil. Nach einem verlorenen Krieg waren sie verbannt worden und lebten in der Fremde unter feindlicher Führung. „Suchet dieser Stadt Bestes!“
Auch wenn unsere heutige Situation eine andere ist als die der Menschen im Exil und in der Fremde, höre ich diese Worte des Jeremia als Aufruf für uns: „Suchet der Stadt Bestes!“ - Gerade jetzt!
In Krisenzeiten geht der Blick oft zurück auf vermeintlich unbeschwerte Zeiten. Oder der Blick geht weit nach vorn und es scheint, dass ein neues Engagement erst wieder möglich ist, wenn die schwierige Zeit der Krise vorüber ist.
Mir gefällt, dass Jeremia nicht zu einem Warten auf bessere Zeiten auffordert. Hier und jetzt sollen Menschen sich einbringen: “Baut Häuser, legt Gärten an, bekommt Kinder, sorgt dafür, dass das Leben weiter geht und macht es hier, in dieser Stadt - in diesen Dorf - in diesem Land, bringt euch hier mit euren Kompetenzen ein.“
Das Leben wird in der Krise gestaltet, nicht erst danach. Und Schritt für Schritt kann so neues Vertrauen wachsen. Davon lebt unser aller Miteinander.
Und betet für sie! – sagt Jeremia. In unseren Kirchen geschieht dieses in jedem Gottesdienst und in vielen persönlichen Gebeten. Wir beten für das Wohlergehen unserer Städte und Dörfer, für alle Menschen, die in Regierungen, Verwaltungen, in der Forschung Verantwortung tragen und bitten Gott um seinen Beistand. Wir beten um Weitblick, um kluge Entscheidungen, um Herzenweite, Wahrhaftigkeit und Friedenswillen.
Wer betet, der schaut genau hin, mischt sich ein, denn Beten und Handeln gehören zusammen.
Beate Marwede, Superintendentin im Kirchenkreis Meiningen