22.08.2022
Gegen das Schubladendenken
Auszug aus einer Predigt von Superintendentin Beate Marwede
Im Gottesdienst in der Meininger Stadtkirche zum Israelsonntag, der die Gemeinschaft von Juden und Christen thematisiert, ging Superintendentin Beate Marwede in ihrer Predigt auch auf die derzeitige Situation in Meiningen mit den montäglichen Mahnwachen wegen des Krieges in der Ukraine, den montäglichen Demonstrationen/Spaziergängen und die derzeitige Leserbriefdebatte im Meininger Tageblatt ein.
Die Superintendentin beklagt, dass vor allem übereinander, nicht miteinander diskutiert wird. Sie vermisst bei vielen den Respekt vor denen, die andere als die eigenen Ansichten vertreten und warnt eindringlich vor „Schubladendenken“ und Pauschalisierungen. Die Äußerung des Thüringer Innenministers anlässlich eines Besuches bei der Mahnwache, dass diejenigen, die an den montäglichen Spaziergängen teilnehmen Antidemokraten seien, kritisiert sie: „Solche pauschalen Urteile und das „Schubladendenken“ schaden nur, und reißen die Gräben noch weiter auf. Nutzen wir die Schubladen für ihren eigentlichen Zweck - für Socken und Besteck - aber nicht für Menschen.“ Sie ermutigte in der Predigt, den Dialog im persönlichen Umfeld auch mit den Menschen zu führen, deren Ansichten nicht den eigenen entsprechen, die eigenen Haltung dabei nicht zu verstecken, Widerspruch zu wagen, aber stets dem Gegenüber mit Respekt zu begegnen. „So handeln wir im Sinne Jesu und im Sinne der Weisungen des Alten und Neuen Testaments.“ Die Superintendentin wünscht sich ein gutes Format von öffentlichen Veranstaltungen, bei denen Menschen mit dem Willen zum Austausch, zum Zuhören und zum gegenseitigen Respekt auch über kontroverse Themen in einen konstruktiven Diskurs treten. „Vielleicht haben wir gemeinsam eine gute Idee zum Wohl dieser Stadt und ihrer Menschen.“