06.11.2024
Ökumenische Kanzelreden im Advent

Eine Reihe des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Meiningen in Zusammenarbeit mit der Leserinitiative Publik-Forum e. V

Wenn die Füße auf weitem Raum stehen, dann ist der Blick klar und die Tür zum Leben offen. Dann kann sich Hoffnung Bahn brechen auf das, was kommt. Wie an Weihnachten, dem Freudenfest darüber, dass Gott seiner Welt eine Zukunft schenkt, in einem Neugeborenen, das noch alles vor sich hat, und von dem die Engel verkünden: euch ist der Retter geboren. Die allerersten, die das hören, sind die Hirten, diejenigen mit dem unverstellten, ungetrübten Blick auf freiem, weiten Feld.
Weihnachten, eine Feier der Zukunfts-Zuversicht? Eher schwierig in diesem „Superwahljahr“, das Unsicherheiten vergrößert und geglaubte Gewissheiten weiter ins Wanken gebracht hat. Zum Beispiel, dass die Demokratie nicht gefährdet werden kann, dass sich mit Menschenfeindlichkeit keine Politik machen lässt, dass
Lüge kein Argument sein kann und Hass kein Diskussionsbeitrag. Stattdessen stehen bange Fragen im Raum: Wie geht es in unserer Gesellschaft weiter, wenn Solidarität mit den Schwachen und Verständnis untereinander schwinden? Wenn Einsicht nicht gegen Vorurteile hilft und sachliche Information nicht gegen gefühlte
Wahrheit ankommt? Wenn diejenigen Gehör finden, die Menschen in „erwünscht“ und „unerwünscht“ einteilen? Und was passiert weltweit, wenn immer mehr Staaten ihre eigenen Interessen an oberste Stelle setzen und der gemeinsame Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit dahinter zurücksteht?
Aber wenn sich Hilflosigkeit, Verzagtheit und Resignation breit machen – dann ist die Zeit der Trotzdem-Träume, Mutmach-Utopien und Jetzt-erst-recht-Visionen. So wie im Psalm, der aller bedrohlichen Angst das Vertrauen auf Gottes weiten Raum der Güte entgegensetzt. Und wie im Advent, der seit jeher von der unbändigen Sehnsucht geprägt ist, dass Gerechtigkeit, Frieden und Mitmenschlichkeit die unheile Welt verwandeln.
Die Kanzelreden werden im Rahmen einer Andacht gehalten, anschließend sind alle Interessierten herzlich zum Austausch und zur Diskussion eingeladen.

Donnerstag, 28. November, 19.30 Uhr
Kapelle im Klinikum Meiningen
Du stellst meine Füße auf weiten Raum

Beatrix Spreng (*1954) war fast 30 Jahre lang Pfarrerin der evangelischen Kirchengemeinde Joachimsthal in Brandenburg und baute dort eine lebendige Jugendarbeit gegen Rechtsextremismus auf. Sie ist stellvertretendes Mitglied der Berliner Härtefallkommission, die Menschen bei Einwänden – insbesondere humanitären - gegen ihre Ausreisepflicht berät. 2020 wurde ihr der Brandenburger Freiheitspreis verliehen.

Dienstag, 3. Dezember, 19.30 Uhr
Ev. Kirche Ellingshausen
Gib keinen verloren!

Frank Hiddemann (*1960) ist Pfarrer der evangelischen Gemeinde Gera-Frankenthal. Als Leiter der Ökumenischen Akademie Gera/Altenburg verantwortet
er verschiedene Veranstaltungs-Formate zur Auseinandersetzung mit Rechtspopulismus, Demokratieverachtung und Menschenfeindlichkeit,darunter auch Diskussionen mit Vertreter/innen der AFD. Seit 2008 ist er Kulturbeauftragter der Ev. Kirche Mitteldeutschlands.

Dienstag, 10. Dezember, 19.30 Uhr
Kirche zum Heiligen Kreuz Bettenhausen

Braucht Demokratie Religion?

Franz Segbers (*1949) ist alt-katholischer Theologe und emeritierter Professor für Sozialethik am Fachbereich Evangelische Theologie der Universität Marburg.
Er war Referatsleiter für Ethik und Sozialpolitik beim Diakonischen Werk Hessen und Nassau, Mitbegründer der Hessischen Sozialforen und Sprecher der Landesarmutskonferenz Rheinland-Pfalz. Mehrfach hatte er Gastprofessuren auf den Philippinen inne.

Mittwoch, 18. Dezember, 19.30 Uhr
Ev. Kirche Untermaßfeld

Wagnis Frieden – Dietrich Bonhoeffers Vision für unfriedliche Zeiten

Arnd Henze (*1961) ist Journalist und Publizist mit Schwerpunkt investigative Recherche. Seit vielen Jahren berichtet er immer wieder als Korrespondent für den WDR, vor allem aus den USA und Europa. Von 2012-2019 war er Fernsehkorrespondent im ARD-Hauptstadtstudio mit Schwerpunkt Außen- und Sicherheitspolitik. 2019 erschien sein Buch "Kann Kirche Demokratie?", seit 2021 ist er Mitglied der EKD-Synode.

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