18.12.2024
Windel und Futterkrippe als Hoheitszeichen

Staatskarossen, ein roter Teppich, eine Ehrengarde, eine Krone, ein Hermelinmantel, ein Zepter…- es gibt vieles, was die Macht und die Bedeutung eines Herrschers oder einer Herrscherin ausdrücken.

Vielen ist es wichtig, dass diese Insignien der Macht allen sichtbar präsentiert werden. Alle sollen erkennen: dieser Mann, die Frau ist bedeutsam und mächtig.

Hier etwas zu vergessen oder zu schlampen, könnte schlimme diplomatische Folgen nach sich ziehen.

Als die Engel den Hirten auf den Feldern vor Bethlehem die Geburt des Gottessohnes verkünden, weisen sie auf diese Erkennungszeichen hin: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“

Windel und Futterkrippe als Hoheitszeichen des Gottessohnes!

Jesus wird in einer Behelfsunterkunft - einem Stall - geboren. Auch die Migrationserfahrung – seine Eltern fliehen mit dem Neugeborenen vor der Gewalt des Herodes nach Ägypten.

Auch in seinem weiteren Leben verzichtet Jesus auf alle Machtsymbole. Er zieht zu Fuß durchs Land, besitzt keinen Palast, nicht mal ein Haus. In Jerusalem reitet er auf einem Esel ein, und die Menschen empfangen ihn als den von den Propheten verheißenen Retter und Erlöser.

Windel und Futterkrippe als Hoheitszeichen - Gott setzt andere Maßstäbe. Er will den Menschen nahe sein, ihr Schicksal teilen und ihnen auf Augenhöhe begegnen. Er zeigt Liebe und Barmherzigkeit.

Gott verzichtet auf alle äußeren Zeichen der Macht. Was nach menschlichem Maßstab hilflos und ohnmächtig erscheint, offenbart die Macht der Liebe und Gottes Weg zum Frieden.

Zu Weihnachten sind wir empfänglich für diese Liebe, die machtvoll in ihrer Ohnmacht ist. Ich wünsche uns, dass diese Empfänglichkeit im neuen Jahr anhält und wir wagen, weniger auf Machtsymbole und Machtdemonstrationen zu setzen und mehr der Begegnung auf Augenhöhe und dem Austausch von Meinungen zu vertrauen.

Ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest wünscht

Beate Marwede, Superintendentin der Kirchenkreise Meiningen und (geschäftsführend)Henneberger Land