24.07.2023
Wir entdecken unsere (Kirchen) – Schätze

Drei wunderschöne Dorfkirchen in Neubrunn, Jüchsen und Exdorf hatten wir bei unserer Radtour Anfang Juli bereits kennengelernt - am 22.07.2023 hieß es nun: wandern.

Gut 10 km von Stepfertshausen über Geba zur Kirche in Seeba führte uns unsere heutige Wanderroute. Dabei haben wir auch knapp 300 Höhenmeter überwunden.

15 wanderfreudige Kirchenbesucher/innen trafen sich pünktlich um 10.30 Uhr an der …

 

Trinitatiskirche Stepfershausen

Auf der Chormauer über der Orgel ist die Jahreszahl 1702 als Baujahr zu lesen. Jedoch geht man davon aus, dass hier schon vorher eine Kirche stand, denn der Turm, das östliche Mauerwerk und die tiefergelegte Sakristei stammen aus älterer Zeit. Im Inneren der Kirche fallen zuerst die Emporen auf. Die an ihr wunderschön gemalten Bilder und in alter Schrift geschriebenen Bibelverse erzählen Geschichten aus der Bibel. Die hölzerne Kanzel ist ebenfalls bemalt und zeigt die vier Evangelisten, gemalt wurden sie 1831 vom Ostheimer Maler Hofmann. Die Orgel ist eine mechanische Taschenladenorgel von 1930.

In den 1990er Jahren wurde die Kirche innen und außen saniert und auch die Innenausmalung wurde auf Grundlage des ursprünglichen Konzepts nach alten Befunden erneuert. Auch heute gibt es immer noch genug zu tun, so müssen beispielsweise bei diesen sommerlichen Temperaturen täglich 50-60 Liter! Wasser auf den steinernen Kirchenfußboden geschüttet werden, um die Luftfeuchtigkeit für die Orgel konstant zu halten.

Mit diesen Eindrücken verließen wir die 1. Kirche unserer heutigen Wanderung. Die kommenden 3 km ging es fast nur steil bergauf zur Hohen Geba. Das Wetter meinte es gut mit uns, der Himmel war blau, die Sonne zeigte sich, es wehte immer mal ein Lüftchen – ideales Wanderwetter - und so konnten wir den Blick zurück über die weite Vorderrhön bei den kurzen Zwischenstopps auch genießen.

Die Hohe Geba mit ihren 751 m erreichten wir nach einer guten Stunde, jetzt ging es die nächsten 30 min nur noch abwärts zur …

 

Dorfkirche Geba

Erstmals in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, zwischen 1618 und 1648, gab es kirchliche Einrichtungen in der Gemeinde. Die heutige Kirche ist auf dem höchsten Punkt des Dorfes gelegen und wurde am 23.6.1793, am Johannestag, eingeweiht, errichten ließ sie Konsistorialpräsident von Wechmar. Der Fachwerkbau hat eine achteckige Form, auf den drei dem Dorf zugekehrten Seiten ist sie verputzt, auf den übrigen fünf Seiten mit Wetterbrettern verschalt. Einen Kirchturm sucht man hier vergebens … Wenn man die Kirche betritt schaut man auf den Altar, gleichzeitig fühlt man sich wie in einem Amphitheater, die Sitzbänke ziehen sich, auf 3 Stufen ansteigend, um die Seiten herum. Unterbrochen werden sie nur durch die Orgel, eine Rommelorgel, erbaut 1799 von Gabriel Rommel. Weitere Rommelorgeln im Kirchenkreis finden wir u.a. in Zella-Mehlis in der Kirche Zella St. Blasii, in Herpf, Kaltenlengsfeld und Wohlmuthausen.

Seit Ende der 1970er Jahre kümmerte sich kaum noch jemand um die Kirche, sie lag im Grenzgebiet und war der rauhen Witterung und dem Vandalismus ausgeliefert. Sämtliche kirchlichen Geräte wurden gestohlen und sind bis heute verschwunden.

Dank des Engagements vieler Menschen, großzügiger Spenden und Fördergelder konnte dieses Kleinod am 26.6.1994 wieder neu geweiht werden. Inzwischen finden hier auch wieder Gottesdienste und vor allem Orgelkonzerte statt, so wie an diesem Samstagnachmittag. Während unserer „Mittagspause“ - wir wurden wieder verwöhnt mit einem Imbiss – spielte sich der Organist, Tom Anschütz aus Waltershausen, schon mal „warm“. So bekamen wir eine Kostprobe der Orgel und so manches Orgelwissen.

Gut gestärkt und frohen Mutes liefen wir nun, entlang des Dr.-Malade-Weges, durch schattigen Wald und über weite Felder und Wiesen und erreichten nach einer guten Stunde die …

 

Marienkirche in Seeba

Durch den Kirchenältesten erfuhren wir, dass Seeba bei einem Brand 1723 fast vollständig zerstört wurde, nur zwei Häuser blieben unversehrt. 1725 begann man die neue Kirche auf den Überresten der vorherigen, von alters her der heiligen Maria geweihten, zu errichten. 1732 wurde der Bau vollendet. Kommt man durch das Eingangsportal in die Kirche, liest man die Innschrift „Wie heilig ist die Staette, 1725“. In der Kirche selbst umschließt eine einstöckige Empore den in blau-marmorierter Farbe gehaltenen Raum. Und wieder fällt uns die wunderschön gestaltete Empore und die flach gewölbte Decke mit einem Gemälde der Heiligen Dreifaltigkeit – Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist in Gestalt einer Taube auf.

Wir durften aber auch das Sorgenkind der Kirche anschauen, die Sakristei. Die Kreuzgewölbe an der Decke haben Risse und müssen durch starke Balken gestützt werden. Hier ist die Kirchgemeinde auf Spenden angewiesen, 70.000 € werden benötigt, 15.000 € konnten sie bisher schon selbst aufbringen.

Bevor wir im Schatten unter der Linde vor der Kirche bei Kaffee und Kuchen den Tag in geselliger Runde ausklingen ließen, fanden wir bei der Andacht in der Kirche noch unsere innere Ruhe. Wir beteten gemeinsam den Psalm 107, hielten Fürbitte und wurden musikalisch, ganz spontan, vom Organisten auf der Orgel begleitet – da macht das gemeinsame Singen gleich doppelt Freude!

In den Gesprächen mit den Menschen vor Ort haben wir eins immer wieder gehört:

Die Kirchen und deren Erhalt bedeuten den Menschen in der Region sehr viel. Auch wenn sie nicht regelmäßig in die Gottesdienste gehen, so unterstützen sie die Sanierung und Restaurierung ihrer Dorfkirchen, da wo Mittel der Kirchen oder der Denkmalbehörden nicht ausreichen, finanziell oder mit Eigenleistungen.

Alle drei Kirchen sind „offene Kirchen“ und können ohne Voranmeldung jederzeit besucht werden.


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