Ahnungsloser

Diesen Sonntag begehen wir den „Tag der Deutschen Einheit“.

Für jemanden wie mich, der im Jahr 1984 geboren wurde, sind die Deutsche Demokratische Republik, die Wende oder der Tag der Deutschen Einheit etwas, was ich nur aus dem Geschichtsunterricht kenne. Ziemlich trocken vermittelt. Erst in den letzten zwei Jahren wurde diese Zeit für mich lebendiger.

In Gesprächen mit meinem geschätzten Vorgänger hier in Meiningen, Pfarrer in Ruhe Martin Montag, dem dieses Thema zu einem Lebensthema wurde, durfte ich viel über diese Zeit erfahren. Viel lebendiger als im Geschichtsunterricht. Denn von einem Zeitzeugen, der für dieses Thema brennt, bekomme ich regelmäßig Zusammenhänge und Erkenntnisse erklärt. Und ich bekam so ein ganz anderes Verständnis: zu Wellen der Ostalgie, zu bestimmten Parteien oder zu einer Verharmlosung der Vergangenheit. Heute habe ich großen Respekt vor der Lebensleistung der Menschen, die in den Wendejahren unter Einsatz ihres Lebens auf die Straße gingen. Dadurch habe ich auch einen anderen Zugang zum „Tag der Deutschen Einheit“.

Zugänge zum Glauben brauchen auch wir als Christen in dieser Zeit. Brennende Zeitzeugen, die uns Zugänge zu einer tieferen Wirklichkeit ermöglichen, die sich nur begreifen lässt, wenn wir Glauben (und Kirche) leben und durchdenken.

Vielleicht haben Sie solche Menschen schon getroffen. Menschen, die mit ihrer eigenen Gottesbeziehung neugierig machen oder gar anstecken. Die einladend ihren Glauben leben und so ein Andocken daran ermöglichen.

Glaube entsteht und besteht nicht in der Theorie. Sondern konkret gelernt und gelebt im eigenen Leben, in der Familie oder in der Gemeinde als Gemeinschaft der an Christus Glaubenden. Denn Gemeinschaft schenkt Halt, ermöglicht Austausch und ist ein Korrektiv.

Es besteht auch die Möglichkeit in der Bibel zu lesen. Sie ist eine ganze Sammlung an Zeitzeugenberichten der Geschichte Gottes mit den Menschen. Und trotzdem zutiefst aktuell. Denn es sind Erfahrungen, die auch uns heute noch eine Menge für unser Leben zu sagen haben.

Es grüßt Sie herzlich.

Ihr Pfarrer Stephan Burmeister,

Katholische Kirchengemeinde St. Marien