Auf unerwartete Weise
Komm, Herr, segne uns, dass wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen … Dieses Lied ist, soweit ich mich erinnern kann, immer am Ende der Montagsandachten in der Leipziger Nikolaikirche gesungen worden, damals, im Herbst 1989. Und auch heute erklingt es oft zum Ausklang der Sonntagsgottesdienste - und auch der Konfirmationsgottesdienste, direkt vor dem festlichen Auszug (jedenfalls in Herpf, Stepfershausen, Seeba in diesem Jahr …)
Nie sind wir allen, stets sind wir die Deinen; Lachen oder Weinen wird gesegnet sein … Was kann man Konfirmanden in ihrem Festgottesdienst besseres mitgeben auf den Weg hinaus/hinein ins eigenständige Leben als diese Bitte, diesen Zuspruch, diese Verheißung? Was kann man überhaupt großartig mitgeben nach anderthalb Jahren Konfistunde, Konfitreffen, Konfifahrten; nach einer Reihe von Gottesdienstbesuchen, nach manchem kleinen Dienst, nach ein oder zwei Krippenspielen und eventuell Kreuztragen? Nicht viel, denke ich mir manchmal; alles Stückwerk, alles Fragment. Und womöglich ist es ja wirklich nicht viel.
Oder doch - untergründig, dezent, langfristig, nachhaltig? Wer weiß es schon so genau. Was verkümmert? Was verweht? Was verdorrt? Und was schlägt Wurzeln im Herzen und wächst und gedeiht; dann, wenn die Zeit gekommen ist? So ähnlich erzählt es Jesus in seiner Geschichte vom Bauern, der die Saat aussät. Eine Menge davon vergeht, aber manches bleibt und wird irgendwann Frucht bringen - auch und gerade an nicht vermuteten Orten auf unerwartete Weise, wer weiß …
Was können wir also einem jeden mitgeben im Konfirmationsgottesdienst? Ja sicher, ein wenig Saat, von der wir hoffen, dass sie Bestand hat und aufgeht, einige Körner wenigstens; "eingelagert" in das zugesprochene Bibelwort, das dann auch im Kirchenbuch steht. "Mach was draus!", mögen wir dabei im Stillen denken. Wobei diese Aufforderung oder eigentlich Bitte vorrangig in Richtung Himmel geht. Komm, Herr, segne uns, daß wir uns nicht trennen, sondern überall uns zu dir bekennen … Er allein kann letztlich alles bewirken; Wachsen und Gedeihen, Bewahrung und Segen - alle gute Gabe kommt her von Gott dem Herrn. Um seinen Segen bitten wir im Konfirmationsgottesdienst, und diesen Segen sprechen wir den Konfirmanden voller Gottvertrauen zu.
Wesentlich mehr können wir kaum tun, aber wenn die Konfizeit geholfen hat, den Boden zu bereiten und das Herz empfänglich zu machen, dann ist das überaus viel.
Wie sagt das Sprichwort? An Gottes Segen ist alles gelegen.
Nehmen wir diesen Segen dankbar für uns an!
Eine gesegnete Sommerzeit wünscht Ihnen Sebastian Wohlfarth