Der Blinde schrie: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner! - Und Jesus sprach: Du sollst sehen. Dein Glaube hat dir geholfen. (Lukasevangelium)
Bekanntlich startet der Kleine Prinz, um sich seiner launischen Rose entziehen, ins Weltall - und auf der Erde begegnet er dem ebenfalls ein bisschen komplizierten Fuchs ... Der Fuchs möchte Freundschaft schließen, aber er will kein Allerweltskumpel sein, man soll sich bemühen: „Bitte zähme mich!“ Und beim Abschied teilt er dem Prinzen ein Geheimnis mit: „Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“
Diese Botschaft übermittelt Gott auch dem Seher Samuel, als es um eine Königswahl geht: Der Hirtenjunge David soll es sein, den nicht mal die eigene Familie auf dem Plan hat - jedoch: „Ein Mensch sieht, was vor Augen ist, der Herr aber sieht das Herz an!“ Nicht Iron Man Goliath ist der Mann der Stunde, sondern David mit seiner Steinschleuder!
Was hat das mit Jesus und dem Blinden zu tun? Jesus wandert nach Jerusalem. Der Kreuzweg beginnt. Dieser Weg muß sein, denn er ist auch der Erlösungsweg, doch dies erfassen nicht einmal die Jünger. Wie auch. „Geheimnis des Glaubens“ heißt es im Abendmahl. „Christi Leib, Christi Blut für euch gegeben, vergossen …“ Das ist verstandesmäßig nicht zu begreifen. „Nimm das Brot, nimm den Kelch …“ Das Herz, der Mensch in seinem ganzen Dasein, kann mehr erfassen und mehr empfangen als allein der Verstand. Nun hat Antoine de Saint-Exupery, der Dichter des Kleinen Prinzen, Vernunft und Verstand bestimmt nicht geringgeschätzt. Das sollte man als Pilot und Techniker auch nicht. Aber gerade deshalb hatte er wohl auch so seine Erfahrungen mit deren Grenzen von Verstand und Vernunft. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar …
Der Blinde wußte kaum etwas von Jesus. Doch irgendwie wurde ihm klar: Da ist gerade einer in meiner Nähe, der das Heil mit sich trägt! Auch wenn keiner es bemerkt! Auch wenn dieses Heil sogar den Jüngern vor lauter Sorgen und Bedenken aus dem Blick gerät! Aber ich weiß, daß der Heiland mich heilen kann, und ich will, daß er mich heilt!
„Man sieht nur mit dem Herzen gut.“ Dem Blinden blieb ja auch nichts anderes übrig. Und so sah er mit dem Herzen wenigstens in diesem Moment besser als andere mit ihren Augen und ihrem Verstand: „Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!“ Das Augenlicht ist ein Gottesgeschenk, ein klarer Verstand auch. „Siehe!“ oder „Seht!“, „Erfasst!“ ist ein häufiges Bibelwort. Doch manchmal sollte es eben „mit dem Herzen“ sein. Nicht alles ist rational zu erklären wie ein Triebwerk oder eine Planetenbahn. Es gibt auch das große Geheimnis des Glaubens, der alles Erfahren und Erfassen umgibt und durchdringt ...
Du Sohn Davids, erbarme dich unser!
Ihnen eine gesegnete Passions- und Osterzeit - Sebastian Wohlfarth