Ein Gott – drei Erscheinungen
Eine Konfirmandin fragt mich: „Wo steht eigentlich das Glaubensbekenntnis in der Bibel?“ Ich frage die anderen Konfirmanden, ob sie eine Antwort haben. „Ganz hinten!“ – „Nein“, sage ich, „Du meinst das Gesangbuch!“ „Es steht gar nicht in der Bibel?!“, finden sie schließlich heraus. Die wichtigsten Glaubenszeugnisse der Bibel wurden zusammengestellt. Sie sind ein Extrakt der Bibel und der Geschichte Gottes mit uns Menschen. „Und wieso beten wir es jeden Sonntag?“ „Wir beten es nicht, wir beten unseren Glauben nicht. Wir bekennen unseren Glauben!“ „Ist doch dasselbe!“ sind sich alle einig.
„Und wie ist das mit der Dreifaltigkeit Gottes?“ Wir wissen heute, dass nicht die Heilige Schrift, sondern die wachsende christliche Kirche die Dreifaltigkeit festlegen musste. In der Auseinandersetzung der Kirche mit anderen Religionen und mit den Denkern in den eigenen Reihen musste geklärt werden, dass Gottes Sohn und Gottes Geist dem Gott Vater nicht etwa untergeordnet sind, sondern mit ihm „wesensgleich“ sind. Die Majestät Gottes kennt keine Rangfolge. Ich hole ein bisschen aus und bring aus gegeben Anlass die „Beatles“ ins Spiel
Das Thema der Rangfolge war in den 1960er Jahren das beherrschende Thema der Musikgruppe „Beatles“; einer ihrer Mitbegründer, Paul McCartney, wird nun am Wochenende (am 18. Juni) 80 Jahre alt. Die einst so erfolgreiche Gruppe litt in ihren letzten Auftrittsjahren vor allem unter Konflikten zwischen McCartney und John Lennon, der 1980 in New York ermordet wurde. Beide Lennon und McCartney, waren die führenden Köpfe der Beatles. Musikalisch und persönlich verfolgten sie verschiedenen Richtungen. Mit dem Welthit „Let it be“ – zu Deutsch: „Lass es gut sein“ – verabschiedeten sich die Beatles als gemeinsame Gruppe. McCartneys Solokarriere ist bis heute mindestens ebenso erfolgreich.
Die Frage nach einer „Rangfolge“ kann Karrieren und Menschen zerstören. Natürlich muss manchmal klar sein, wer im Zweifel das Sagen hat. Als in der Kirche etwa im 3. christlichen Jahrhundert ein Streit darüber entbrannte, welchen Wesens der Sohn und der Heilige Geist seien, musste eine Kirchensynode Klarheit schaffen und verkündete schließlich das Dogma der „Dreifaltigkeit“ – wie eben die drei Falten eines Vorhangs wesensgleich sind. Nichts unterscheidet sie im Wesen voneinander: den Vater, den Sohn und den Geist. Drei Seinsweisen des einen Gottes. Und ich schließe: „Das müssen wir nicht verstehen; es genügt, dass wir den dreifaltigen Gott anbeten. Und ihn jeweils auf seine Weise erleben: in der Schöpfung, der Liebe und dem Geist, der die Welt zum Guten führt.“