Wie überwältigend sind Gottes Entscheidungen, wie unergründlich seine Wege!
Wann haben wir zuletzt richtig gestaunt? Vor einem wunderbaren Kunst- oder Musikwerk? Angesichts eines überwältigenden Naturschauspiels? Bei einer unerwarteten Begegnung?
Als Kinder staunten wir bestimmt häufiger. Ganz neue Eindrücke und Erfahrungen sammelt man nun mal eher in jüngeren Jahren. Nach 20 Jahren ist es damit vielleicht schon halb vorbei. Doch auch später dürfen wir wie der Apostel Paulus noch staunen. Wie überwältigend! Wie unergründlich! Na gut, einer staunt, und der andere staunt ein wenig mit, etwa wenn ein Kind etwas zeigt - einen Stein, ein Insekt, ein Foto ... oder man staunt gar nicht, da keine Zeit oder keine Lust: So ein Quatsch, wir müssen weiter! -
Das Staunen ist nicht berechenbar, und es hat keine Argumente. „Über Geschmack läßt sich nicht streiten.“ Über Empfindungen auch nicht. Überwältigend! Atemberaubend!
Der nicht mehr jugendliche Apostel Paulus staunt. Er staunt über Gott, nun ja, da kann man doch nur staunen - demütig, ungläubig ... Staunen wir noch über dieses Geheimnis? Gott erschafft die Welt! Gott belebt die Welt! Gott erlöst die Welt! Staunen wir wenigstens ungläubig?
Jetzt beginnen die Trinitatissonntage. Vater - Sohn - Heiliger Geist. Schöpfer - Erlöser - Beistand. Trinitatis bedeutet göttliche Dreieinigkeit. Wer kann damit noch etwas anfangen? Der Kern des christlichen Glaubens ist unbegreiflich, unerforschlich. Auch Paulus konnte ihn nicht erfassen. Was ihm blieb, war anbetendes Staunen. Gott sei Ehre in Ewigkeit!
Können wir auch noch so staunen? Können wir dieses Staunen noch nachvollziehen? Oder sagen wir eher (wenn überhaupt): Ich verstehe Gott nicht! Ich komme nicht klar! All das Leid, die Bosheit, die Sinnlosigkeit. Falscher Ort, falsche Zeit, falsche Begegnung – tot oder gezeichnet für das ganze weitere Leben. Warum tut Gott so etwas? Oder warum tut er nichts? Wie unergründlich sind Gottes Wege! Wer begreift ihn?
Max Planck, einer der Begründer der Atomphysik, sagte: „Für den gläubigen Menschen steht Gott am Anfang, für den Wissenschaftler am Ende aller Überlegungen.“ Plancks Sohn wurde 1944 als Widerstandskämpfer hingerichtet. Paulus wurde unter Kaiser Nero zum Tode verurteilt. Beide erlebten großes Leid. Beide, der große Theologe und der große Physiker, konnten Gott am Ende auch nicht verstehen. Und doch wurde ihr Nichtverstehen
am Ende nicht zur Kehrseite von Resignieren, sondern – von Staunen. Auch von klagevollem Staunen, wenn man so sagen kann – warum, Gott, warum? Vor allem aber von erwartungsvollem Staunen – was wird werden? Und zuletzt von anbetendem Staunen. Wie unergründlich sind Gottes Wege! Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren!
Ihnen eine gesegnete Sommerzeit - Sebastian Wohlfarth