In Karlsruhe versammelt
4000 Menschen vertreten 580 Millionen Christinnen und Christen aus 120 Länder und 352 verschiedenen Kirchen. Zur Zeit sind sie in Karlsruhe. Es ist der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖKR), der sich alle 8 Jahre zu einer Beratung trifft. Erstmals findet das Treffen in Deutschland statt und seit 1968 wieder in Europa.
Es wird zusammen gebetet und gesungen. Gottesdienste werden gemeinsam gefeiert. Es wird aber auch gestritten und diskutiert - hart, ehrlich, offen. Verschiedene Menschen aus allen Himmelsrichtungen und Erdteilen haben verschiedene Meinungen, Probleme, Sorgen, Lösungen. So begegnen sich Christinnen und Christen der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK) mit denen aus den Kirchen der Ukraine, israelische und palästinensische Kirchen, arme Kirchen aus dem Süden treffen auf Vertreter aus Europa und Nordamerika. Verschiedene Ansichten zur Bibel, zur Schöpfung, zur Natur, zum Menschsein und Christsein prallen aufeinander. Und dann soll bei allen Entscheidungen das Konsens-Prinzip gelten! Es ist ein wichtiges Merkmal einer ÖKR-Vollversammlung.
Kann das überhaupt gehen? Können sich die verschiedenen Menschen überhaupt einigen und mit einer gemeinsamen Stimme sprechen? „Wer nur seine eigenen Interessen verfolgt, kann keine friedliche und gerechte Gesellschaft aufbauen.“, sagte Petra Bosse-Huber, die Auslandsbischöfin der EKD. Und in ihrer Eröffnungsrede am Mittwoch sagte Dr. Agnes Aboum (Vorsitzende des ÖKR): „Lassen wir uns von der Liebe Christi bewegen!“ und weiter: „In der Liebe Christi liegt der Schlüssel zu unserer Einheit“. Vielleicht gelingt es der Versammlung, Antworten und Lösungsansätze für die Probleme unserer Welt von der Liebe Jesu her zu finden.
Und vielleicht kann dies für uns als Anregung dienen, dass wir uns in unserem Land, in unserer Stadt, in unserem Dorf trotz unterschiedlichster Ansichten und Meinungen durchringen, zusammen in die Zukunft zu sehen, nach Lösungen und Möglichkeiten zu suchen, dass die Liebe und der Respekt wieder mehr Platz bekommt, damit Reden und Leben miteinander geht. Danach lasst uns gemeinsam suchen: „Denn es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“ (1. Korintherbrief 13, 13)
Ein schönes Wochenende wünscht Pfarrer Michael Schlauraff