Mal schaun!
Innerhalb der Pfarrei St. Marien ist eine meiner Hauptaufgaben die pastorale Arbeit mit Jugendlichen. Vor allen in der Firmvorbereitung, innerhalb der Messdienergruppe, an Jugendabenden, bei Jugendwochenenden oder auf Jugendfahrten darf ich mit ihnen gemeinsam ein Stück Lebens- und Glaubensweg gehen. Für mich ein zutiefst spannendes Arbeitsfeld.
Geht es darin doch um Zukunft von Kirche und auch Gesellschaft.
Spannend ist für mich zum Beispiel die Sprache unserer Jugendlichen. Vor allem ein Satz begegnet mir regelmäßig, wenn es um Entscheidungen oder Projekte geht. „Mal schaun!“ Übersetzt hat der Satz die Bedeutung "vielleicht", eher mit der Tendenz zu einem "Nein". Auf jeden Fall ist er leichter zu sagen als ja oder nein. Man bleibt ohne Festlegung und man tut niemandem weh.
Ich möchte hier bitte nicht falsch verstanden werden. Ich schätze junge Menschen hoch. Jahr für Jahr lerne ich Neues. Außerdem weiß ich um deren volle Tages- und Wochenpläne. Letztlich sind sie auch nur Spiegel unserer Zeit.
Das Evangelium in den Gottesdiensten an diesem Wochenende erinnert daran das es im Leben und Glauben immer wieder auch Entscheidung braucht.
Meine Urlaubsreiseroute nach Rom? Mal schaun!
Meine Aufgaben in Familie und Beruf? Mal schaun!
Meine Verbindlichkeit in Freundschaften und Beziehungen? Mal schaun!
Für den Menschen da sein, der mich gerade braucht? Mal schaun!
Sicherlich brauchen wir das „Mal schauen!“ ab und an auch um uns selbst zu schützen. Es jedoch zum Grundprinzip unseres Lebens zu machen wäre fatal.
Wo wären wir damit heute als Kirche und Gesellschaft?
Von daher wünsche ich uns immer wieder Mut zur Entscheidung.
Unser ja sei ein ja und unser nein ein nein.
Damit schenken wir Zuverlässigkeit und Orientierung.
Im Leben und im Glauben.
Ihr Pfarrer Stephan Burmeister