Mut zum Vertrauen
Stell dir Folgendes vor:
Du stehst im Leben. Hast einen guten Beruf, ein solides Umfeld. Gute Feunde und Bekannte. Du bist mittlerweile im gesetzten Alter, hast Kinder und Enkel. Alles ist gut so, wie es ist.
Nun kommt einer, der sagt Dir: „Komm, lass alles stehen und liegen und geh woanders hin. Weit weg. Da bau Dir ein neues Leben auf!“
Wie reagierst du da? Ich glaube, jeder von uns würde sofort fragen: „Geht‘s noch? Warum soll ich das denn machen? Da verliere ich doch alles, was ich habe.“
Es gibt eine Person in der Bibel, die genau das erlebt hat. Es ist Abraham, der in hohem Alter von Gott aufgefordert wird, sein Leben noch mal neu auszurichten. Komplett. Er soll wegziehen und ein neues Leben anfangen. Und dann geht da auch noch alles gut…
Klar, bei diesen Menschen aus der Bibel, da mag so was ja gehen. Fromme Fantasterei. Die werden doch sowieso immer als Übermenschen und Superhelden gezeigt. Aber in unserem kleinen Leben? Also wirklich.
Dabei muss man nur genau hinschauen bei diesen biblischen Figuren. Das sind nämlich auch keine Superhelden. Wir lesen von Schwierigkeiten, in die sie hineingeraten, so auch Abraham. Da geht es nicht immer nur glatt. Da lesen wir auch von Angst, von Panik, von Verzweiflung. Das ist ganz menschlich bei jemanden in einer Existenzkrise. Dass er da mit seiner Frau Sara heil durch kommt, das liegt daran, dass er unerschütterlich daran festhält, dass Gott bei ihm ist. An dem Vertrauen, dass auch das Schwierige irgendwann aufhört und Gott daraus etwas Gutes macht.
Nun fordert von uns keiner so einen tatsächlichen Neuanfang. Aber trotzdem fühlt es sich im Moment für viele vielleicht doch so an. Unsicherheit und Angst gibt es in allen Orten bei vielen Menschen. Und nicht wenige haben wirklich Angst um ihre Existenz, wissen nicht, wie es im nächsten Monat, im nächsten Jahr weitergehen soll. Das geht an Keinem spurlos vorbei, der das wahrnimmt. Auch wir als Kirche spüren, dass sich etwas verändert. Wie Vertrautes weicht und Neues anklopft. Wir wollen gerne an dem festhalten, was uns bisher lieb und teuer war, und spüren doch, dass das mehr und mehr schwindet.
Da schauen wir in die Bibel und sehen, dass genau diese Erfahrung so alt ist wie die Menschheit. Dass im Grunde jede Generation diese Erfahrung machen musste. Und mit dem Hören der biblischen Worte stellen wir uns in die Reihe der Erfahrungen vieler Generationen: Das Vertrauen auf Gottes Beistand hilft! Es lässt gute neue Wege entdecken. Wege, auf denen ganz viel neues Leben wartet. Wir sind als Christen eine weltweite Gemeinschaft mit Mut zum Vertrauen. Wie es in einem wunderschönen Kirchenlied aus der Zeit des 30jährigen Krieges, einer Zeit größter Not, anklingt:
Sing, bet und geh auf Gottes Wegen, verricht das Deine nur getreu und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu. Denn welcher seine Zuversicht auf Gott setzt, den verlässt er nicht.