Neu
Es sind nur drei Buchstaben. Aber sie bilden ein Wort, das auf uns oftmals elektrisierend wirkt. „Neu“ - das weckt die Neugier, verspricht eine Verbesserung von alten Standards, manchmal sogar die Verwirklichung von ungeahnten Möglichkeiten. Es klingt zukunftsweisend und lässt Bisheriges alt erscheinen.
Eine ganze Unternehmensbranche lebt von dieser Wirkung. Die Werbung kann sich darauf fest verlassen, auch wenn die wöchentliche Werbepost in den Briefkästen noch so nervt. Das Waschmittel mit der „neuen Formel“ ermöglicht zudem einen höheren Preis.
Neu – ist immer verlockend, und die hilfreichen Weiterentwicklungen in den praktischen Dingen des täglichen Lebens möchte niemand missen. Andererseits spüren wir, dass die gekonnt raffinierten Slogans und Bilder der Werbung, die ein wunderschönes leichtes Leben durch neue Produkte vorgaukeln, oft nur Illusionen beschreiben. Augen und Sinne werden auf Oberflächlichkeiten getrimmt.
„Niemand lebt davon, dass er viele Güter hat“, benennt die Bibel das Problem. Sie lenkt den Blick darauf, dass reale Erneuerung Vorgänge tief im Inneren des Menschen auslöst.
Solche Erneuerung geschieht nicht mittels drakonischer Maßnahmen ideologischer Gehirnwäsche in und außerhalb von Umerziehungslagern mit dem Ziel, irgendwie einen Menschen neuen Typs schaffen zu wollen. Im Gegenteil. Wie ein Weihnachtsgeschenk, nein, als d a s Weihnachtsgeschenk unseres Lebens stellt Gott uns Jesus Christus an die Seite. In der Verbindung mit ihm erfahren wir unser Menschsein so, wie es Gott uns zugedacht hat. Gott wurde Mensch, damit wir menschlich miteinander leben. Oder wie es Hildegard von Bingen gesagt hat: „Gottes Sohn wurde Mensch, damit der Mensch seine Heimat bei Gott habe“.
In aller Schlichtheit eine starke Formulierung, die im Grund genommen als eine Existenz- und Aufgabenbeschreibung der Kirche gelten kann. Sie klingt nicht nur weihnachtlich. Unser Leben kann, ja soll so weihnachtlich sein das ganze Jahr über, friedlich, freundlich, barmherzig, füreinander und nicht gegeneinander, einfach menschlich - NEU. Mit dieser Einladung Gottes, die ohne Ausnahme jedem Menschen gilt, wünsche Ihnen auch am 4. Sonntag des Jahres 2021 ein gutes neues Jahr: „Gib jedem Tag die Chance, der beste deines Lebens zu sein.“
Hans-Joachim Reum, Meiningen