„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,28)

Ein Witz aus meiner Jugendzeit geht so: Kommt ein Mann zum Psychiater und sagt: „Herr Doktor, Herr Doktor, ich habe den Eindruck, dass mich alle Leute ignorieren“. Sagt der Angesprochene: „Der Nächste bitte!“ Noch so einen? Gern: Die Familie fährt Auto und plötzlich fällt die Oma raus. Alle lachen, nur Fritzchen weint. „Warum weinst Du denn?“ „Ich hab’s nicht gesehen!“

Beide Male schwarzer Humor. Sehr schwarz. Vergessen Sie das bitte ganz schnell wieder, liebe Leserin, und ahmen Sie es nicht nach!

Was ist hier passiert? In beiden Fällen hat jemand nicht hingesehen. Zunächst leidet darunter derjenige, der nicht gesehen wurde. Das ist fraglos schlimm für ihn. Aber es kommt genauso oft vor, dass jemand etwas nicht bemerkt hat und lange darunter leidet, dass ihm das entgangen ist. Bewusst oder unbewusst. Es ist natürlich obendrein möglich, dass beide leiden, der oder die Nicht-Gesehene und der oder die Unaufmerksame.

In Büchern aus der Abteilung „Lebenshilfe“ ist oft von der Achtsamkeit die Rede. Man soll aufmerksam durchs Leben gehen. Vieles Schöne kann einem entgehen, wenn man mit verschlossenem Blick durch die Welt läuft. Klassisches Beispiel hierfür ist die kleine Blume am Wegesrand, die man eben sehen kann oder nicht. Das Lächeln der Kassiererin im Supermarkt gehört dazu oder auch das „schöne Wochenende“, das einem der Nachbar im Treppenhaus wünscht.

„Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,28)

Der Wochenspruch für diese Woche vom Zweiten zum Dritten Advent handelt auch von der Achtsamkeit. In der dunklen, kalten und nassen Jahreszeit kommt vielen Menschen die Welt noch viel bedrückender vor, als sie ohnehin schon ist. Die lästige Pandemie setzt nun schon im zweiten Jahr noch eine Menge Trübsal obendrauf. Aber genau darum hat Gott uns das Licht gegeben. Es deutet sich in der Adventszeit an. Überall wird festlich geschmückt und das Licht spielt dabei die zentrale Rolle. Es werden Kerzen angezündet, Adventssterne zusammengebaut und Lichterketten angebracht. Wir bereiten uns auf das große Licht der Welt vor, das zu Weihnachten geboren wird und in unser Leben tritt. Es wird die Dunkelheit brechen und uns Zuversicht geben.

So ist das auch mit der Erlösung, die viele Menschen herbeisehnen. Es gibt immer auch etwas Gutes, das man erfahren oder das man tun kann. Man muss es nur sehen. Man muss dafür die Augen offenhalten, auch wenn es schwerfällt. Gott wünscht sich nichts mehr, als dass wir aufsehen und unsere Häupter erheben, damit wir aufmerksam sind für das Erlösende, was er uns schenken will. Auch er wäre sehr enttäuscht, wenn wir es nicht bemerken. Und wir selbst wären es erst recht.

Lassen Sie uns gemeinsam auch in dieser dunklen Adventszeit die Hoffnung nicht verlieren, dass das Leben wieder besser wird und uns Erlösung geschenkt wird. Seien wir dafür offen und zünden noch heute selbst ein kleines Licht an. Das hilft, da bin ich ganz zuversichtlich.