Wegebau im Advent
Kennen Sie noch Lemmings, dieses wunderschöne Spiel aus den Anfangszeiten des Computers? Damals unter DOS und heute gibt es das für Fans im Zeitalter von Retro wieder für das aktuelle Windows. Den Weg bereiten! - So könnte man das Ziel des Spiels bezeichnen. Nach dem Start fällt eine Menge von kleinen Wuselfiguren aus dem Himmel in eine Landschaft, die voller Gefahren ist. Wie nichtsahnend laufen sie einfach los und ohne Hilfe und Wegbereitung gehen sie in den sicheren Abgrund. Die einzige Möglichkeit zum Überleben ist, der Spieler bereitet ihnen über feurigen Abgründen, Fallgruben, Mauern und anderen unüberwindlich erscheinenden Hindernissen einen Weg, damit so viele Lemminge wie möglich (möglichst alle!) sicher zum Ziel ins Leben kommen. Dazu kann man einzelne Lemminge begrenzt mit einer bestimmten Funktion ausstatten, die anderen hilft und es ihnen so ermöglicht den Weg zum Leben zu finden. Nicht immer gelingt es alle zu retten. Manch einer muss sich auch für die anderen opfern, dass diese ins Ziel gelangen. Vielleicht würde heutzutage ein Programmierer auch die Funktion des Impfens als Schutz und Wegbereitung für alle mit in dieses Spiel einbauen.
„Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig.“ (Jesaja 40,3.10) - lautet der Wochenspruch für den 3. Adventsonntag. Ein Bild vom Wege- und Straßenbau mitten in der Adventszeit: „Bereitet dem Herrn den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn, … was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden“. Gott kommt. Er will mit seiner Heil bringenden und heilenden Kraft bei uns ankommen. Dazu will er uns als „Straßenbauer“ und „Wegbereiter“ haben. In der Steppe und dürstenden Wüste unseres Lebensalltags sollen wir Zugangswege bauen, damit er in unser Leben kommen kann und wir zum Ziel ins Leben finden. Hindernisse sollen beseitigt werden, die den Weg zu ihm versperren. Menschen sollen einen barrierefreien Zugang zu Gott bekommen.
Jesus hat uns vorgemacht, wie das geht. Er hat mit seinem Lebensvorbild gezeigt, dass der Weg zu Gott immer der Weg zum Nächsten, dem Mitmenschen ist. Liebe deinen Nächsten (genauso!) wie dich selbst. So heißt es im wichtigsten Gebot. Das ist heute sicher das wichtigste Straßenbauprojekt. Die Liebe, die nicht nur sich selbst als Eigenliebe, sondern auch immer die Möglichkeiten und die Bedürftigkeit des Mitmenschen als Nächstenliebe im Blick hat. Sie beschränkt die eigene Freiheit daran, ob sie Freiheit und Recht anderer begrenzt oder einschränkt. Die Freiheit des Einzelnen ist auch immer zugleich die Freiheit der Anderen. Das sollten vor allem die bedenken, die das Recht der Freiheit und der grundgesetzlich garantierten, körperlichen Unversehrtheit für sich in Anspruch nehmen und damit Menschen einschränken und verletzen, die z. B. auf Intensivstationen um ihr Leben ringen.
Mitten in unserem Lebensalltag, hier und heute, sind wir als Bau- und Vorarbeiter für den adventlichen Wegebau zum anderen Menschen gefordert, damit Gott zu allen hinkommt, die seine Nähe dringend brauchen.
Aus dem Evangelischen Gesangbuch im Lied Nr. 10 singen wir (natürlich mit MNS) zum 3. Advent in unseren Gottesdiensten:
Bereitet doch fein tüchtig
den Weg dem großen Gast;
macht seine Steige richtig,
lasst alles, was er hasst;
macht alle Bahnen recht,
die Tal lasst sein erhöhet,
macht niedrig, was hoch stehet,
was krumm ist, gleich und schlicht.