Selig sind, die Frieden stiften!
Wieder ist alles verboten, was Spaß macht. Wieder sind Restaurants und Cafés geschlossen. Wieder müssen wir zwischenmenschliche Kontakte vermeiden, soweit es geht. Das alles nun unter dem Vorzeichen, dass es Winter wird. Die Tage werden kürzer, es wird viel früher dunkel. Oft ist es neblig und verregnet. Gerade in diesen Tagen wollen Menschen zusammenrücken, beieinandersitzen, sich gegenseitig wärmen. Und dürfen es doch nicht!
Angesichts der rapide steigenden Infektionszahlen ist das sicher der richtige Weg. Wir wollen keine Überlastung des Gesundheitssystems, wir wollen unsere Lieben in nah und fern sicher und gesund wissen, gerade die, die zu einer Risikogruppe gehören. Das Virus soll eingedämmt werden, am besten verschwinden.
Und doch widerstreben uns viele der Regelungen. Es behagt uns nicht, alleine zu Hause zu sitzen, an verschiedenen Orten die Alltagsmaske zu tragen, ständig den Abstand einzuhalten. Gerade jetzt, wenn es auf den Winter zugeht. Deshalb steigt auch wieder der Unmut, den Einige laut äußern und in den sozialen Medien teilen. Oft wird dabei aber auch übertrieben und die Unwahrheit behauptet. Manchmal ist regelrechter Hass dabei. Aus einer inneren Hilflosigkeit heraus werden z. B. politische Verantwortungsträger*innen beleidigt, beschimpft, für dumm erklärt oder sogar zu Hassobjekten erklärt.
Hass hat jedoch noch nie etwas Gutes bewirkt. Im Gegenteil, die Liste der Gegenbeispiele ist lang. Es ist völlig absurd, Hass zu säen und sich dadurch zu erhoffen, dass etwas Schönes entsteht.
Der Wochenspruch für die kommende Woche heißt: „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Er steht in der Bibel bei Matthäus 5. Was mir an dieser Aussage von Jesus Christus so gut gefällt, ist, dass sie sich an die Menschen richtet. Zwar ist es kein auffordernder Ton, aber eine klare Wertung: Wer sich für den Frieden engagiert, ist bei Gott richtig. Wir Menschen bekommen mal klar gesagt, was richtig ist. Manchmal brauche ich so eine Ansage, oder auch Bestätigung, dass ich mich da nicht grundsätzlich irre, sondern auf dem richtigen Weg bin, wenn ich den Hass ablehne.
Auch gibt mir diese „Seligpreisung“ – sie ist eine von neun, die Jesus in jungen Jahren bei einer spontanen Ansprache, einer Stegreifrede, überliefert als „Bergpredigt“, an seine Zuhörer*innen richtete – viel mehr als eine allgemeinere Aussage, etwa dass Gott ein Gott des Friedens sei, oder dass er Frieden gut finde usw. Ja, ich kann damit was anfangen, fühle mich aufgefordert. Ich bin angesprochen. Und ich lade Sie ein, sich auch angesprochen zu fühlen.
Was kann man in der jetzigen Situation Friedvolles tun? Man kann z. B. Aussagen, die durch Hass oder Fehlinformation geprägt sind, nicht einfach unwidersprochen hinnehmen oder gar weitergeben. Es ist erlaubt, sie zu hinterfragen, sie abzulehnen, ihnen etwas Sinnvolles entgegenzusetzen. Auch und gerade bei Ihren engsten Freunden und Verwandten. Sie müssen nicht alles schlucken, was Sie innerlich ablehnen. Haben sie keine Angst vor dem Frieden! Der ist der einzig vernünftige Weg für ein gutes Weiterkommen für uns alle. Und fürs Durch-die-Krise-Kommen. Das galt übrigens schon vor der Pandemie und wird auch danach weitergelten. „Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“ Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende! Bleiben Sie behütet und gesund!
Marc Scheidig, Meiningen