Seltene Früchte
Es ist Erntezeit. Wer gärtnert, weiß: Neben gutem Boden und Wasser brauchen Pflanzen vor allem Licht. Die Sonne sorgt für die Süße und das gute Aroma der Früchte. So haben wir Johannisbeeren und Süßkirchen genossen und werden im August die ersten Äpfel und Pflaumen genießen.
Von besonderen, ja beinahe selten gewordenen Früchten erzählt der Epheserbrief: Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit:
„Wandelt als Kinder des Lichts; die Frucht des Lichts ist lauter Güte und Gerechtigkeit und Wahrheit. Epheser 5, Verse 8 und 9“
Auch diese Früchte brauchen Licht zum Gedeihen: das Licht Jesu Christi. „Wandelt als Kinder des Lichts!“ – der Epheserbrief ermuntert alle Getauften, zu leben, was sie sind: Vom Licht der Welt, von Christus, voller Liebe und Güte angesehen, mit unauslöschlicher Würde bekleidet und vor Gott in Ordnung, gerechtfertigt – ins rechte Licht gerückt. Getaufte stehen im Licht Christi, sind im Wortsinne durchscheinend, transparent für Gottes Güte, seine Gerechtigkeit und Wahrheit.
An den Worten des Epheserbriefes gefällt mir die Leichtigkeit. Wandeln klingt nach einer Lebenshaltung, nicht so sehr nach einem Aufgabenkatalog, den es abzuarbeiten gilt. Und Früchte wachsen und reifen zu ihrer Zeit, ganz organisch. Zuerst ist das Licht: Jesus Christus; wer auf ihn vertraut und sich in seinem Licht geborgen weiß, bekommt Mut und Kraft, sich für andere zu öffnen und einzusetzen.
Schon Paul Gerhardt dichtet in dem Sommerlied „Geh aus, mein Herz“ von den Früchten des Lichts: „Hilf mir und segne meinen Geist mit Segen, der vom Himmel fleußt, dass ich dir stetig blühe; gib, dass der Sommer deiner Gnad in meiner Seele früh und spat viel Glaubensfrüchte ziehe …“
Güte leben, wo Menschenverachtung propagiert wird, sich für Gerechtigkeit einsetzen, wo sich ungleiche Lebensverhältnisse verfestigen, für die Wahrheit einstehen, wo sich die Brille „alternativer Fakten“ aufgesetzt wird: Viele Menschen werden dankbar diese Früchte des Lichts genießen.
Eine gesegnete (Ernte)-Zeit
wünscht Superintendentin Beate Marwede