Toleranz

           "Ertragt einer den anderen in Liebe und bemüht euch, die Einheit des Geistes zu wahren durch den Frieden, der euch zusammen hält".

Diese Worte aus dem Neuen Testament, genauer aus dem Brief an die Epheser, werden in der Kirche oft gelesen, wenn Mann und Frau getraut werden. Das passt ja auch schön.

Eigentlich ist damit nicht die traute Zweisamkeit gemeint, sondern das Leben aller Christen miteinander; mit der Liebe ist statt rosafarbener Romantik eher handfeste Bereitschaft zur Gemeinschaft gemeint, ganz gleich, wie die persönlichen Gefühle jeweils auch sein mögen. Dazu gehört Leidensfähigkeit. Manchmal muss man sich gegenseitg einfach ertragen - das ist der Sinn des Wortes Toleranz. In aufgeheizten Zeiten fällt das Ertragen anderer Haltungen und Meinungen schwer. Das deutsche Sprichwort: "Über Geschmack kann man streiten" lautet im lateinischen Originalsinn: "Über Geschmäcker darf nicht gestritten werden." Mit Geschmack ist es wie mit politischer Haltung. Oft sind Gesprächspartner durch Prägung oder Erfahrung so überzeugt, dass sie sich durch keine noch so gut geführte Kontroverse von einer Abkehr ihrer Position bringen lassen. Das gibt es sogar in der Kirche. Was hilft, damit aus Diskurs, den es geben muss, keine Feindschaft wird? Siehe oben.

Eine friedliche Woche wünscht

Pfarrer Stefan Kunze