Wir dürfen mithelfen
„Heute machen wir Apfelsaft. Und du musst mir helfen“, sage ich zu meinem Enkel aus der Großstadt. Wir gehen in den Garten und lesen Äpfel auf. Wir schütten die Äpfel in Säcke. Er hat einen kleinen Sack. Wir fahren in die Mosterei. Da kriegen wir große Augen: So viele Äpfel. Sie werden gewaschen und zepresst. Der Saft wird in den Nebenraum gepumpt. Dort wird er erhitzt und in Flaschen gefüllt.
Toll! Für unsere Äpfel kriegen wir Apfelsaft. Mein Enkel war fleißig. Sein Sack ist prall gefüllt: drei Kilo. Dafür kriegt er drei Flaschen Saft. Wir sind stolz. Zum Mittagessen werden zwei davon gleich ausgetrunken. Es reicht für die ganze Familie. Prost! Und ich bin froh und denke: Was würde ich nur ohne meinen Enkel machen!
"Wir pflügen und wir streuen den Samen auf das Land, doch Wachstum und Gedeihen steht in des Himmels Hand“, heißt es in einem Erntedankfest-Lied. Aber das wissen heute viele Menschen nicht mehr. Sie gehen in den Supermarkt und kaufen dort ihre Äpfel und die anderen Lebensmittel. Dass Gott alles hat wachsen lassen, das glauben sie nicht. Und dass viele Menschen daran arbeiten mussten, damit alles so schön im Regal liegt, daran denken sie nicht.
Ich möchte am Erntedankfest allen Menschen danken, die dafür sorgen, dass wir immer zu essen haben: Den Bauern, den Menschen, die für den Transport zuständig sind, denen, die im Handel arbeiten, den Köchen und den Menschen, die die Lebensmittel zubereiten. Wir brauchen sie, damit wir satt werden. Danke!
Mein Enkel weiß, wie Apfelsaft entsteht. Er kennt Apfelbäume. Er weiß, dass sie im November ihre Blätter verlieren und dass sie im Mai blühen. Er kennt auch den Beitrag, den die Bienen leisten. Und er weiß auch, wo die Bienen wohnen: beim Johannes. Und in der Großstadt erzählt er das alles bestimmt seinen Freunden. So schnell wird man zum Boten für Gottes Liebe.
Im Lied heißt es weiter: „Es geht durch unsere Hände, kommt aber her von Gott.“ Von Gott kommt alles her. Er beschenkt uns reich. Wir leiden keine Not. Und wir dürfen ihm sogar dabei helfen. Er weiß, dass wir uns freuen, wenn wir mithelfen können. Und wenn wir unsere Arbeit gut machen, dann freut er sich und denkt: Was würde ich nur ohne meine Menschen machen!
Pfarrer Klaus Lemberg, Friedelshausen