15.10.2012
Kanzelreden 2012 - "Fürchte dich nicht, ich bin bei dir."

„Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ Eine Reihe des evangelisch-lutherischen Kirchenkreises Meiningen in Zusammenarbeit mit der Leserinitiative Publik e.V.

Die Weihnachtsgeschichte beginnt mit einer Aufforderung zur Furchtlosigkeit: „Fürchtet euch nicht!“ ruft der Engel den Hirten auf dem Feld zu, bevor er ihnen von der Geburt Jesu in Bethlehem berichtet. „Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir“, ermutigt Gott sein Volk im Buch des Propheten Jesaja.

Wie ein roter Faden zieht sich dieses Versprechen durch die Schriften des Judentums und des Christentums. Viele Menschen, von denen die Bibel berichtet, haben im Vertrauen auf Gottes Beistand alles auf eine Karte gesetzt.

Auch Jesu Reden und Handeln war getragen von der Überzeugung, dass Gott die Friedensstiftenden und Gerechtigkeitssuchenden nicht allein lässt. Bis heute fühlen sich Menschen von Gottes Zusage beflügelt in ihrem Einsatz für Frieden und Geschwisterlichkeit, der sie mit vielen Angehörigen anderer Religionen und Weltanschauungen verbindet.

"Wir müssen den Unglückspropheten widersprechen, die nur Mißstände und Fehlentwicklungen zur Kenntnis nehmen und immer nur Unheil voraussagen.“ So hat es Angelo Roncalli als Papst Johannes der XXIII. vor 50 Jahren bei der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils gesagt.

Kein Zweifel: Der Blick auf die Welt ohne Furcht kann befreiend sein. Er kann aber auch verbreitete Sichtweisen infrage stellen und damit gesellschaftlichen Zündstoff entwickeln: Z.B. wenn das hilflose Erschrecken über Leiden und Tod kranke und sterbende Menschen an den Rand drängt; oder wenn im furchtsamen Wegsehen bei Rassismus und Menschenfeindlichkeit die Opfer allein bleiben; oder wenn durch die bohrende Angst vor dem Terrorismus Muslime pauschal zu Feinden abgestempelt werden.

„Fürchte dich nicht, ich bin bei dir“ – wo kommen wir hin, wenn wir uns darauf einlassen? Dieser Frage gehen die Kanzelredner und –rednerinnen nach. Sie entwerfen Visionen von einer Welt, in der die Menschen ihre Augen nicht in Furcht voreinander verschließen, und sie überlegen, welche neuen Wege Gottes Einladung heute eröffnet.

Die Reden werden im Rahmen einer Andacht in verschiedenen Kirchen des Kirchenkreises Meiningen gehalten. Anschließend sind alle Interessierten herzlich zur Diskussion eingeladen.
 

Die Kanzelreden im Einzelnen:

Dienstag, 27. November, 19.30 Uhr
St. Veits-Kirche Sülzfeld

Zwischen Angst und Vertrauen. Gotteserfahrungen in Grenzsituationen

Brigitte Huber (München), geb.1942, ist evangelische Theologin,
Bioethik-Beauftragte des Bundesverbandes evangelische Behindertenhilfe und Dozentin für Ethik an der Evangelischen Pflegeakademie der Inneren Mission München.
Zuvor war sie lange Zeit Seelsorgerin in einer Einrichtung für Menschen mit Beeinträchtigungen und Praxisbegleiterin für Hospizhelfer und -helferinnen.

 

Mittwoch, 5. Dezember, 19.30 Uhr
Trinitatiskirche Stepfershausen

Fürchte dich nicht – mit den Augen der Opfer sehen

David Begrich (Magdeburg), geb. 1971, ist evangelischer Theologe und Sozialwissenschaftler. 1992 gründete er eine Fachbibliothek zum Thema Rechtsextremismus in Potsdam, engagierte sich im Vikariat für Opfer rechter Gewalt und ist seit 1999 Rechtsextremismusexperte beim Verein Miteinander e.V. in Magdeburg.

 

Dienstag, 11. Dezember. 19.30 Uhr
Marienkirche Berkach im Grabfeld

Der Herr ist mit mir, ich fürchte mich nicht (Ha-Schem li, ve-lo ira)

Antje Yael Deusel (Bamberg), geb. 1960, ist Rabbinerin der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, Lehrbeauftragte für Judaistik an der Universität Bamberg und Oberärztin in der Klinik für Urologie und Kinderurologie im Klinikum Bamberg.Seit vielenJahren engagiert sie sich im interreligiösen Trialog zwischen Juden, Muslimen und Christen, insbesondere als Mitbegründerin der Bamberger interreligiösen Fraueninitiative

 

 

Mittwoch, 19. Dezember, 19.30 Uhr
Peter-und-Paul-Kirche Jüchsen

Muss ich meine Feinde lieben? Gedanken über die linke BackePeter Hertel (Ronnenberg), geb. 1937, ist katholischer Theologe, Sozialwissenschaftler und Journalist. Er war Zeitungsredakteur für Innenpolitik und 23 Jahre lang Redakteur für Religion und Gesellschaft beim NDR. Als freier Journalist und Buchautor beschäftigt er sich vor allem mit der evangelisch-katholischen Ökumene, dem Judentum und der katholischen Geheimorganisation Opus Dei.