Luzias leise Liebe
Nikolaus, der Heilige? Klar, den kennt jeder. Der, der uns am 6. Dezember zuverlässig die Stiefel füllt. Vielleicht noch Barbara, zwei Tage vorher. Wer am 4. Dezember Kirschzweige schneidet und sie ins warme Zimmer stellt, kann sich an Weihnachten über weiße Blüten freuen. Zur besonderen Einteilung der Zeit im Advent gehören von alters her die Heiligen und ihre Tage. Morgen, am 13. Dezember, ist der Tag einer hierzulande eher unbekannten Heiligen – der Tag der Heiligen Luzia.
Sie lebte in Syrakus auf Sizilien und war Kind reicher Eltern. Seit langer Zeit warb ein junger Mann um sie, der sie gern zur Frau genommen hätte. Doch Luzia war ein nachdenkliches Mädchen, das sich oft zurückzog. Eines Tages war es, als spräche die Stille zu ihr. Seit diesem Tag wollte sie weder heiraten noch Besitz haben. Sie wollte frei sein – für Gott und die Menschen. So bat sie ihre Eltern, nicht heiraten zu müssen und ihre Mitgift und all ihr Hab und Gut an die Armen verschenken zu dürfen. Die Liebe des jungen Mannes verwandelte sich in Hass, und er klagte sie an, eine Christin zu sein, was damals bei Strafe verboten war. Luzia starb schließlich um das Jahr 304 unter Kaiser Diokletian als Märtyrerin. Man sagt, sterbend betete sie für ihre Peiniger, und die dies miterlebten, waren tief bewegt.
Am 13. Dezember, in einer der längsten Nächte des Jahres, zünden Menschen bis heute Kerzen an, um an sie zu erinnern. Ihre Geschichte erzählt von Mut und Menschenfreundlichkeit, von einer, die zum Lichtblick für viele wurde.
Ich mag Luzia. Ihre leise Art. Ihre Liebe. Und in diesem Jahr ist sie mir besonders nah. Denn der Advent 2020 ist leiser als sonst. Manches, was uns in dieser Zeit stresst, entfällt. Aber auch anderes, was uns lieb und kostbar ist, ist in diesem Jahr nicht möglich. Auch manche Sorge lässt uns leisere Töne anschlagen…
Doch: Ich möchte mich der Stille stellen. Und wenn die Nacht am dunkelsten ist, möchte ich ein Licht anzünden. Ich denke an Luzias leise Liebe. Eine Station auf dem Weg durch diesen besonderen Advent. Hin zum Licht, das kommt.
Pfarrerin Hanna Freiberg