Offene Türen
Der 1. Advent ist da. Endlich Adventszeit. Eine erwartungsvolle Zeit der Vorbereitung des Weihnachtsfestes. Die Wohnungen werden geschmückt und die Adventskalender aufgehängt. Wir können nun guten Gewissens Adventslieder singen und Pfefferkuchen essen.
Im Gottesdienst werden wir „Macht hoch die Tür“ anstimmen. In diesem Jahr gewiss nur ein oder zwei Strophen und alles mit Abstand und mit Maske. Kein fröhliches Umarmen, kein gemeinsamer Kaffeeklatsch, keine große Adventsmusik in der Kirche! Vieles geht nicht. Angst vor Einsamkeit und Traurigkeit ist da, insbesondere in unseren Dörfern, die zum Landkreis Hildburghausen gehören. Viele Türen werden verschlossen sein, denn es braucht triftige Gründe zum Verlassen des Hauses. Zu den triftigen Gründen gehört aber auch die Ausübung der Religion. Deshalb sind Gottesdienste nicht verboten. Das geistliche Auftanken im Glauben – natürlich unter Einhalten aller hygienischen Bestimmungen - ist ein Grundrecht und wird helfen, die nötige Geduld und Kraft für die derzeitigen Kontaktbeschränkungen aufzubringen.
So bin ich trotz allem voller Vorfreude. Ein festlicher Anfang ist der 1. Advent. Das neue Kirchenjahr beginnt. Kirchentüren stehen offen – für kleine Gottesdienste oder das persönliche Gebet. Auch in der Einsamkeit des Lockdowns gilt die Zusage der ersten Adventswoche:
Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Jesus will in unseren Herzen einziehen.
Also gilt: Türen auf! Die Türchen am Adventskalender genauso wie die Tür zum Herzen.
So besingt es auch die 5. Strophe des genannten Liedes:
„Komm o mein Heiland Jesu Christ, meins Herzens Tür dir offen ist.
Ach zieh mit deiner Gnade ein, dein Freundlichkeit auch uns erschein…“
Licht und Freundlichkeit mögen in uns hineinziehen und uns erfüllen. Es wird gewiss in diesem Jahr eine mehr innerlich ausgerichtete Adventszeit werden. Der oft beklagte Vorweihnachtsstress könnte mal ausbleiben. Keine Weihnachtsfeiern, kein Weihnachtsmarktbesuch. Dafür mehr Zeit in der Familie, mit Kindern oder allein Kerzen anzuzünden und Lieder zu singen. Mehr Zeit, um bei anderen anzurufen und zu erfragen, wie es geht. Mehr Zeit, um Nachbarn und vor allem Alleinstehenden etwas an die Tür zu bringen, ein Licht an die Tür zu stellen, einen Gruß durchs Fenster zu reichen oder Worte zu wechseln, ein Lied live oder am Telefon zu singen.
Ich wünsche Ihnen einen erfüllten 1. Advent.
Irene Wiertelorz, Milz