Sehnsucht nach Heilung

Fast eine Woche ist es her, da haben die olympischen Spiele geendet. Für viele waren diese Spiele mit der Hoffnung verbunden, Menschen zueinander zu bringen. Gerade in dieser Zeit, in der die Gesellschaft so zerrissen scheint. Vielleicht hat es das ein bisschen. Vielleicht hat es auch bestenfalls nur ein wenig abgelenkt. In diesem Sinne nachhaltig war es sicher nicht, denn die Gräben zwischen Menschen sind immer noch da. Streit und Abgrenzung, manchmal geradezu Feindschaft zwischen Menschen und Gruppen haben nicht geendet. Ich wünsche mir so sehr, dass da etwas zwischen uns heilt. Und ich vermute, da geht es Ihnen nicht anders.

Sicher war es utopisch, den Sport mit solchen Erlösungs- und Heilungsvorstellungen aufzuladen.

Die Hoffnung an sich ist es aber nicht. An diesem Sonntag geht es in den gottesdienstlichen Texten um das Thema Heilung. Und das meint hier mehr als das Gesundwerden von Menschen. In der Zeit von Jesus war Krankheit oft verbunden mit sozialer Ausgrenzung. Mit Kranken wollte man nichts zu tun haben.

Mit Jesus hat Gott Heilung in die Welt gebracht. Er ist dahin gegangen, wo er gesehen hat, dass Verbindungen gerissen sind und Menschen im Abseits stehen. Davon berichten seine Predigten, aber vor allem seine Heilungen. Er hat sich kranken und damit ausgeschlossenen Menschen zugewendet, sie berührt und angesprochen, als Mensch wahrgenommen. Die bis dahin Kranken und gesellschaftlich Isolierten konnten danach wieder am gemeinschaftlichen Leben teilnehmen. Das hat Kraft und Mut gegeben. Das hat Energie freigesetzt, von ihm zu reden. Bis heute.

Wir sind als Menschen aufgerufen, in die Fußstapfen von Jesus zu treten. So zu handeln wie er. In gewisser Weise auch als Heiler. Wir sind aufgerufen, Grenzen zwischen Menschen einzureißen, uns zuzuwenden, in Kontakt zu bringen, Gemeinschaft zu ermöglichen.

Eine große Aufgabe. Zum Glück müssen wir das nicht alleine. Für mich ist dazu ein Gebet des lateinamerikanischen Theologen Leonardo Boff eine Hilfe. Er weiß, dass manche Aufgabe einfach zu groß ist für den einzelnen Menschen und wendet sich deswegen an Gott und bittet ihn um seinen Geist: „Komm, Heiliger Geist, du Geist der Wahrheit, die uns frei macht. Du Geist des Sturmes, der uns unruhig macht. Du Geist des Mutes, der uns stark macht. Du Geist des Feuers, das uns glaubhaft macht. Komm, Heiliger Geist, du Geist der Liebe, die uns einig macht. Du Geist der Freude, die uns glücklich macht. Du Geist des Friedens, der uns versöhnlich macht. Du Geist der Hoffnung, die uns gütig macht. Komm, Heiliger Geist!“ Diesen Geist wünsche ich uns allen in diesen Zeiten.