Tod und Ewigkeit

Totensonntag, oder Ewigkeitssonntag – was ist das eigentlich und wie passt das in unsere schillernde Welt der Weihnachtsvorbereitungen? Marzipanstollen, Lebkuchen und Dominosteine werden schon im Spätsommer in den Supermärkten angeboten. Die klassischen Weihnachtsmärkte in den Städten werden zu immer größeren Events und beginnen jedes Jahr ein bisschen früher. Wenn nicht das graue Novemberwetter wäre – wir würden diese Zeit der inneren Einkehr, des Gewahrwerdens der Verletzlichkeit und der Endlichkeit unseres Daseins wohl vor lauter Ablenkung gar nicht mehr bemerken.
Doch halt, für viele Menschen unter uns trifft dies gar nicht zu. Wer einen geliebten Menschen verloren hat, trauert um ihn. Dem Trauernden ist die Vergänglichkeit des menschlichen Lebens jeden Tag vor Augen.
Am Totensonntag gedenken wir in besonderer Weise der Menschen, die von uns gegangen sind. Und ganz besonders derer, die uns nahestanden, die wir geliebt haben, und die wir nun nicht mehr ansehen, umarmen, streicheln können, deren Wärme wir nicht mehr spüren können und die uns nicht mehr antworten, wenn wir sie etwas fragen.
Menschen trauern auf verschiedene Weise. Dem einen hilft der Gang zum Grab, ein anderer stellt eine Kerze in der Wohnung auf. Eine lässt die ganze häusliche Einrichtung genau so, wie sie das Paar gemeinsam erlebt hatte, eine andere räumt ganz bewusst um. Und wieder einer sucht das Gespräch, aber andere sind ganz still und stumm in ihrer Trauer.
Der Totensonntag heißt auch „Ewigkeitssonntag“. Was haben nun Tod und Ewigkeit gemeinsam? Ist es ist nicht ein Spott für die Trauernden, hier, wo alles zu Ende ist, von „Ewigkeit“ zu sprechen? Ist das nicht genau das Gegenteil? Nein, denn der Tod ist erst der Schlüssel zu dem ewigen Leben, was danach kommt. Die Christenheit wartet auch auf das Reich Gottes, ein ewiges Reich. Ihm ist dieser Sonntag gewidmet. Doch bevor so etwas Großes passiert, bleibt für jede und jeden von uns die Hoffnung, dass wir nach unserem Tod schon die Ewigkeit sehen können. Und unsere geliebten Verstorbenen auch. Unvorstellbar schön muss es dort sein, eine Welt voller Freude, Frieden und Liebe, ohne Bosheit, Neid und Eifersucht, eine Vollendung dessen, was wir uns in unseren kühnsten Träumen vorstellen können, und noch hundertmal mehr.
So klingt das Wort „Ewigkeitssonntag“ nicht nur viel schöner als „Totensonntag“, es enthält auch viel mehr Trost. Wenn ein naher Mensch stirbt, ist es für die Hinterbliebenen wichtig, zu begreifen, dass er nun tot ist. Es ist aber andererseits sehr tröstlich, glauben zu können, dass mit dem Tod nicht alles vorbei ist.
Und das betrifft auch das Kirchenjahr. Heute ist der letzte Sonntag darin, und am Ersten Advent beginnt wieder ein neues. Halten wir ein paar Tage Stille und Besinnlichkeit aus, bis es wieder bunt und laut um uns wird!