Vielfalt erwünscht!
Mögen Sie Fußball? Wenn ja, für welchen Verein sind Sie eigentlich? Haben Sie einen Lieblingsspieler? Und wie ist das mit anderen Vereinen? Drücken Sie da auch die Daumen?
Es ist uns einsichtig: Zum Fan sein gehört immer auch Stellung beziehen. Das ist mein Verein! Der ist mein Lieblingsspieler! Und das Mitfiebern bei Spielen und Tabellenplätzen. Und mal ehrlich: Es ist doch zutiefst menschlich, dass wir Stellung beziehen.
Umso ungewöhnlicher ist die Lesung aus dem Ersten Korintherbrief in den Gottesdiensten an diesem Wochenende am 3. Sonntag im Jahreskreis. Paulus ermahnt die Gemeinde, keine Spaltungen zu dulden. Er macht dies an „Personenkulten“ fest: Paulus, Apollos oder Kephas. Und verweist die Gemeinde auf die eigentliche Mitte, Jesus Christus. Ihn verkündigen alle auf ihre je eigene Weise.
Für mich ist diese „Ermahnung“ kein Widerspruch zum Leben. Ich darf Fan sein, auch im Glauben. Ich darf diese oder jene Gottesdienste oder Verkündiger für mich ergreifender finden.
Die Grenze ist aber dort, wo „Spaltung“ entsteht, also Gemeinschaft, Gemeinde oder Gottesdienst zerstört wird. Oder ich nicht mehr sehe, wer in den Gottesdiensten und Sakramenten eigentlich an uns handelt, Gott selbst, unabhängig vom Vorsteher. Steht doch die Verschiedenheit der Verkünder gerade für die Universalität der Botschaft Christi. Oder einfacher gesagt: für die Buntheit unseres Glaubens.
Ganz ehrlich: Eigentlich wünsche ich uns allen sogar Mut zum Fan sein. Dass wir für Gott und den Glauben brennen und im Alltag mutig Stellung beziehen. Dass man uns als Christen die frohe Botschaft anmerkt, in Worten und mehr noch in Taten.
Denn Christus hat nicht nur die Pfarrerinnen und Pfarrer gesandt, sondern jeden von uns, das Evangelium zu verkünden, wie es im Ersten Korintherbrief weiter heißt. Entspannt zurücklehnen gilt nicht.
Pfarrer Stephan Burmeister, Meiningen